Außerschulische Förderung
Warum außerschulische Förderung?
Die außerschulische Förderung versteht sich als ein wichtiger Baustein im Netzwerk der Hilfe und Unterstützung, das aus Elternhaus, Schule und Therapie besteht. Sie stellt den Kontakt zu den Personen her, die das Kind begleiten, um die vorhandenen Erfahrungen zusammenzufügen und auszuwerten.
Neben der Netzwerkarbeit leistet die außerschulische Förderung das, was die anderen Stellen nicht leisten können: den individuellen, auf die Bedürfnisse des Kindes zugeschnittenen Förderunterricht als Übungsbehandlung des Lesens, Rechtschreibens und Rechnens.
Sie ist weit mehr als Hausaufgabenunterstützung und Nachhilfe. Die anspruchsvolle außerschulische Förderung bietet zusätzlich Öffentlichkeitsarbeit, Beratung der Eltern und Lehrer, Anwendung von Testverfahren, Auswertung und Erklärung der Diagnose, Hausaufgaben- und Schullaufbahnberatung sowie Hilfen für den Fremdsprachenunterricht.
Methoden der Förderung
In Laufe der vergangenen Jahre ist eine Vielzahl von Methoden und Konzepten für die außerschulische Förderung von LRS- und Dyskalkulie- Kindern entwickelt worden. Eine sinnvolle Förderung berücksichtigt folgende Grundsätze: zunächst sollte es darum gehen, das Selbstbewusstsein und die Motivation des Kindes zu stärken sowie die Überforderung zu beenden. Das bedeutet möglichst auf der „Nullfehlergrenze“ zu starten und den Schüler von Erfolg zu Erfolg zu führen.
Eine gezielte Förderung befolgt das Prinzip „Vom Leichten zum Schweren“ und „Vom Häufigen zum Seltenen“. Im Mittelpunkt stehen die lauttreuen Wörter, mit deren Hilfe das phonologische Hauptprinzip der deutschen Sprache aufgezeigt wird.
Eine gewonnene Sicherheit in der lautgetreuen Arbeit führt Schritt für Schritt zur Einübung von orthographischen Regeln und sprachlogischen Besonderheiten. Dass Lesen nur mit Hilfe des Lesens und Schreiben nur mit Hilfe des Schreibens erlernt wird – dies wird heute als Binsenweisheit allgemein akzeptiert. Nichtsdestotrotz fließen in die Förderung motorische Elemente ein wie Klatschen, Schwingen und Schreiten beim silbenrhythmischen Lesen, aber auch spielerische Elemente zur Auflockerung der Lernsituation sowie eine maßvoll dosierte Arbeit am Computer.
Eine individuelle Förderung richtet sich nach den Bedürfnissen des betroffenen Kindes aus und sie stellt nicht eine einzige Methode als Allheilmittel in den Vordergrund. Es muss immer um ein Zusammenwirken von unterschiedlichen Ansätzen und Lernmethoden gehen.
Wie lange fördern?
Es besteht weitgehend Einigkeit in der Fachwelt darüber, dass eine sinnvolle außerschulische Förderung 1 bis 2 Jahre dauern sollte mit Unterrichtseinheiten ein bis zweimal pro Woche. Unter Umständen können kürzere Perioden von 6 Monaten bis 1 Jahr zum Erfolg führen.
Vor dem Beginn einer Förderung steht die Sammlung und Auswertung von Diagnosen, Informationen, Berichten und Erfahrungen unter Einbeziehung des gesamten schulischen, sozialen, medizinischen und therapeutischen Umfeldes. Danach kann eine Beratung und schließlich die Ausarbeitung eines strukturierten Lernplans erfolgen. Eltern und Lehrer werden stets in die Maßnahmen eingeweiht und informiert. Es gibt keinen schnellen Erfolg. Alle Beteiligten müssen sich auf eine geduldige, kontinuierliche und beharrliche Arbeit einstellen.
Wann fördern?
Eine Förderung kann bereits im Vorschulalter beginnen als eine Maßnahme, die der Entwicklung der phonologischen Bewusstheit dient und auf den schulischen Schriftspracherwerb vorbereitet.
In der Regel werden die deutlichen Schwierigkeiten im Erlernen des Lesens und/oder des Rechtschreibens in der zweiten und dritten Klasse der Grundschule auffällig. Dies gilt auch für die Arbeit mit Zahlen und das Rechnen. Es werden aber immer wieder ältere Kinder mit Ihren Eltern in der Beratung vorstellig, denn intelligente Schüler entwickeln Strategien, mit welchen sie sowohl in der Primar- wie in der Sekundarstufe die gravierenden Probleme über Jahre hinweg verbergen. Auch in diesen Fällen können entsprechende Lernkonzepte entwickelt und Hilfe angeboten werden. Vielfältige Erfahrungsberichte zeigen, dass Kinder aus allen Klassen und Schultypen betroffen sind, deren Eltern Förderbedarf anmelden.
Selbst im Erwachsenenalter können entsprechende Trainings sinnvoll sein, um eine drohende berufliche und soziale Ausgrenzung abzuwenden. Denn Bildung, das ist inzwischen hinlänglich bekannt, dauert ein Leben lang.
LRS Wortschatz
Dr. phil. Dietmar Wiewiora
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